Fünf Jahre nach der Aktion (Bild) und erfolglosen Petition zur überfälligen Sanierung des Radweges entlang der L249 geht es endlich los. Wir freuen uns zwar sehr, allerdings will die Freude nicht so recht aufkommen, weil der Radweg unabhängig von der Fahrbahn längst hätte saniert werden sollen. Stattdessen hat ProRad das Gefühl, dass die Verantwortlichen des Landes es bewusst auf eine Zusammenlegung mit der irgendwann auch vorgesehenen Sanierung der Fahrbahn angelegt haben. Das ist für uns eine Indikation für den geringen Stellenwert des Radverkehrs – unabhängig von der positiv zu wertenden Tatsache, dass eine grundlegende Erneuerung umgesetzt wird. Es gibt für uns aber einen ganz wichtigen Grund, weshalb der Stellenwert in den Vordergrund stehen soll. Das wird weiter unten im letzten Absatz erläutert.
Für den Radverkehr ist eine angemessene Umleitungsstrecke eingerichtet, wenn auch mit einem fehlenden Umleitungsschild an der nördlichen Absperrung, einer fehlenden Führung von der Cyriakusstraße/Kirche aus und vor allen Dingen einer stellenweise miserablen Beschaffenheit der Oberfläche. Die Dürener Zeitung/Nachrichten zitiert heute den Kern dessen, was uns dabei wurmt:
Wenn dies die Umleitungsstrecke für Autos hätte werden sollen, wäre sie mit Sicherheit im Vorfeld hergerichtet worden.
Weil das für den Rad- und Fußverkehr nicht passiert ist, fordern wir ein generelles Umdenken bei den zuständigen Straßenverkehrsbehörden!
Daher wollen wir nun mit allen Beteiligten in Kontakt treten, und zu einem Runden Tisch anregen, bei dem für die Zukunft eine Herangehensweise festgelegt wird, die den Rad- und Fußverkehr gleichberechtigt zum motorisierten Verkehr behandelt.
Zuerst wird hier näher erklärt, wie die Zuständigkeiten bei Baustellen ist: Der Landesbetrieb Straßenbau NRW realisiert alles rund um die Baustelle, der Straßenbau an sich, Markierungen und Umleitung. Beim Thema Umleitung aber muss eine Zusammenarbeit mit der sogenannten Straßenverkehrsbehörde erfolgen. Im Stadtgebiet Dürens ist das die Stadt, bei allen kleineren Kommunen der Kreis. Der Landesbetrieb legt einen Umleitungsplan vor. Die Staßenverkehrsbehörde prüft diesen, und erteilt – ggf. mit Änderungen – grünes Licht für die Umsetzung der Umleitung. Hier nun hapert es in der Praxis. Wir zeigen das anhand von drei Baustellen im Bereich Kreuzau/Niederau.
- Der Projektleiter des Landesbetriebes teilte uns zur L249-Baustelle mit, dass die Umleitungsstrecke im Wesentlichen eine „offizielle“ Radroute im Radroutenplaner NRW ist. Man schaut also nur auf eine Karte. Man verlässt sich darauf, dass die Umleitung okay sein würde und legt den entsprechenden Plan vor. Das ist soweit in Ordnung, weil die Straßenverkehrsbehörde nun mal bessere Ortskenntnisse hat als der Landesbetrieb. Offensichtlich aber hat die Behörde einfach „ein Häkchen“ im Sinne von „Okay“ im Umleitungsplan gesetzt, ohne zu prüfen, ob die Strecke in einem ausreichend guten Zustand (etwa für mehr Rad- und Fußverkehr) ist oder nicht.
- Just rechtzeitig vor Beginn der Baustelle wurde eine andere Baustelle in der Straße Am Sandberg (L327) fertig. Wir haben Grund anzunehmen, dass der dortige Kreisverkehr zwischen L249 und Einfahrt Tierheim, der nach Auskunft des zuständigen Projektleiters in einem schlechten Zustand war, gezielt vor den Arbeiten an der L249 von Grund auf erneuert wurde. Denn diese Strecke ist aktuell die Umleitungsstrecke für den überörtlichen Durchgangsverkehr der Baustelle L249. Der Kreisverkehr wurde vermutlich für die extra Verkehrsbelastung „getrimmt“, d.h.die Strecke wurde tatsächlich geprüft und für sanierungsbedürftig befunden. Allerdings liegt es nahe, dass der Landesbetrieb diese Bewertung selber vorgenommen hat. Schließlich ist die L327 eine Landesstraße. Während dieser Baustelle Am Sandberg aber war natürlich ebenfalls eine Umleitung vorgesehen. Und zwar um Schloss Burgau:
Die Stadt hat hier lediglich „abgenickt“. Denn wir haben mitte Juni danach gefragt, und die Antwort war sinngemäß, dass man „zwar darüber informiert“ wurde, aber „natürlich nicht die aktuellsten Informationen“ habe. Es wird offenkundig nicht mal die Mühe genommen, genauer hinzuschauen. Was dabei herausgekommen ist: Fast 2 km Umwegstrecke für Fußgänger und Radfahrende die die Fahrbahn (in der Baustelle – voller Verkehr) eher meiden, während die direkte Strecke keine 700 m beträgt. Siehe Kartenausschnitt. - Bei der Baustelle vom Frühjahr 2020 an der L249 in Kreuzau-Schneidhausen schließlich gab es überhaupt keine Umleitung für den Radverkehr. Die zuständige Straßenverkehrsbehörde sagte damals ganz lapidar, dass Radfahrende auf die Fahrbahn fahren können und sollen. Daher bedürfe es keiner Umleitung. Alles zu dieser Baustelle steht in einem lesenswerten, separaten Beitrag.
Zum Schluss möchten wir den letzten Absatz aus dem Zeitungsartikel ein wenig zurecht rücken. Uns ist daran gelegen, dass gerade während der Baustellenzeit eine qualititativ gute Umleitungsstrecke für den Radverkehr vorliegt, weil der Autoverkehr aufgrund der Vollsperrung deutlich zeitaufwendiger unterwegs ist. Gelegenheit schafft Chancen: Homo Sapiens ist ja ein rational denkendes Wesen. Wenn die Fahrt mit einem Fahrrad schneller ist als mit dem Pkw, würde das einige dazu bewegen, das Fahrrad während der 6 Wochen Bauzeit häufiger zu nutzen. Das aber hängt stark von der Attraktivität der Strecke ab. Es kann ja durchaus passieren, dass diese Radfahrenden den Spaß am Radfahren im Alltag entdecken und dabei bleiben – auch nach der Baustellenzeit.