Das Bedürfnis, auf sogenannten Nebenanlagen zu fahren und die Konsequenzen, die daraus gezogen werden sollen
Die Brückenbaustelle am Ruruferradweg zwischen Winden und Untermaubach stellt für ProRad eine hervorragende Gelegenheit dar, eine kleine Statistik der „Radwegenutzung“ auf der Umleitungsstrecke entlang der Firma Strepp (heute Metsä) zu erfassen. Es gibt dort zwar keine Radwege, aber umso mehr spricht die Statistik deutliche Zahlen:
Es stellt sich zu unserer großen Überraschung heraus, dass eine wesentliche Anzahl der Radfahrenden den Fußweg an der linken Seite der Straße (Richtung Untermaubach) benutzt. Erwartungsgemäß gab es am Spätnachmittag mehr Verkehr Richtung Winden (dunkelrote Zahlen). Der Fußweganteil der Radfahrenden betrug am Mittag 40 Prozent und am Spätnachmittags 42 Prozent. Hier allerdings mit Vorsicht zu genießen, weil die Erfassungszeit nur halb so lang war.
Wir vertiefen die Zahlen weiter unten. Zuerst präsentieren wir drei Bilder und eine Kartenansicht. Anschließend kommentieren wir die über viele Wochen währende Baustelle an der Dürener Straße in Kreuzau, die für viele Radfahrende ein reines Ärgernis war. Wir hoffen, dass die Verantwortlichen dort anhand dieser Statistik zu der Schlussfolgerung kommen, dass der Radverkehr bei Bauarbeiten (hier bei Metsä und auch sonstwo) von vorneherein in angemessener Weise berücksichtigt werden muss. Allerdings auch bei Infrastrukturvorhaben überhaupt, ob Sanierung oder neu!
Kurz nach Beginn der Umleitung verzichten einige Radfahrer auf das Überqueren der Theo-Strepp-Straße, vermutlich auch, weil sie wissen, dass sie sonst in Untermaubach erneut queren müssen.
Im weiteren Verlauf kommt es sogar zu einer Konfliktsituation, bei der Radfahrende in die „richtige“ Richtung anhalten, um die Geisterfahrer vor zu lassen. Diese Situation zeugt in jedem Fall von Umsicht bzw. Rücksicht, weil beide „Richtungen“ wohl erkennen, dass das Halten an der Bordsteinkante nicht ohne Gefahr ist. An der rechten Seite ist ein ganzer Tross auf dem Fußweg unterwegs.
Hier gibt es ein weiteres Bild mit ähnlicher Perspektive.
Die Radfahrenden aus Kreuzau kommen in der nachfolgenden Karte von rechts oben – lila Route = Ruruferradweg. Die Brücke ist mit einem roten ‚X‘ gekennzeichnet. Man wird anhand dieser Karte verstehen können, dass Radfahrer auf der linken Seite fahren. Die Lehre daraus für künftige Baustellen: Radfahrende müssen mittels passender Hinweise dazu gebracht werden, die Straße zu überqueren, wenn die Möglichkeit bestände, dass viele Radfahrende an der falschen Seite fahren. Das konnte bei der Baustelle in Kreuzau auch beobachtet werden. Maßnahmen würden auch Warnschilder für Kfz-Fahrer beinhalten müssen („Achtung Radfahrer“).
(zum Vergrößern in der Karte klicken – Texte werden lesbar)
Details zur Statistik
Die Idee zu dieser Statistik ergab sich, als vorher einige Male beobachtet wurde, dass der Fußweg von Familien mit Kindern genutzt wurde. Als die statistische Erfassung gemacht wurde gab es leider keine Kinder. Außerdem gab es auch einige Rennfahrer, die teilweise nicht mitgezählt wurden, weil sie eh nur auf der Straße fahren (das konnte in Winden beobachtet werden). Es geht uns darum, eine Indikation dafür zu bekommen, wie viele Radfahrer im Alltag, in der Stadt, auf sogenannte Nebenanlagen fahren wollen. Wir schätzen, dass es deutlich über 50 Prozent sind, zumindest als Potenzial. Weil:
- Kinder hier nicht wahrgenommen wurden;
- diese Straße viel ruhiger ist als eine Stadthauptstraße (Hinweis: außerorts gilt hier 50 km/h) – trotzdem Nutzung einer Nebenanlage;
- es hier keinen Radweg gibt (die Regelwidrigkeit dürfte den Meisten klar sein);
- die beiden Fußwege hier in einem schlechten Zustand sind – ein Radweg in gutem Zustand würde mehr Radfahrende nach sich ziehen;
- an dieser Strecke überwiegend reine Freizeitfahrende unterwegs sein werden, die sich kaum in die Stadt trauen (Potenzialpunkt für mehr Radverkehr).
Es gibt viele Kfz-Fahrer, die in der Freizeit Rad fahren, und nur in der Freizeit. Im November 2018 haben wir in einer Stellungnahme (Leitfaden Radverkehrsanlagen) festgehalten, dass Radverkehrsförderung vor allen Dingen bedeutet, denjenigen das Radfahren in der Stadt schmackhaft zu machen, die nicht oder kaum Rad fahren.
Zum Diagramm ganz oben fehlt noch eine Erklärung zum kurvigen Pfeil ganz links. Es gab einige Radfahrer, die beim Parkplatz Hochkoppel oder bei der Ortseinfahrt Untermaubach auf die Straße wechselten. Entweder weil der Fußweg mäßig ist, oder mutmaßlich, weil sie sich auf gerader Strecke (nach der „Strepp-Kurve“) sicherer fühlen.
Schließlich verweisen wir auf Ergebnisse von Umfragen des ADFC und der Unfallforschung der Versicherer und den Fahrradmonitor, wonach rund 75-81 Prozent der Radfahrenden lieber auf Radwegen fährt. In Untermaubach stimmen die Radfahrenden mit den Füßen ab…
Die Baustelle Dürener Straße Kreuzau
Die nun erfasste Statistik macht durchaus plausibel, dass auch hier Radfahrende links in die falsche Richtung an der (inzwischen abgeräumten) Baustelle vorbei fahren könnten. Wir haben diese Statistik zum Anlass genommen, einen separaten Beitrag dazu zu verfassen: Radfahrende werden zu „Bürgern“ dritter Klasse.