Sonderseite “Jahrestag” Unfall Aachener Straße


Am Tag, an dem diese Seite veröffentlicht wird, ist es genau 1 Jahr her, dass ein 17-jähriger Radfahrer tödlich verunglückte. Wir zeigen hier einige Bilder, welche die Anteilnahme nach diesem Unfall dokumentieren. In der Pressemitteilung ist diese Seite angekündigt, und dort ist begründet, dass die geplante Gedenkstunde am Jahrestag wegen der Coronakrise abgesagt wurde. Stattdessen gibt es nun diese virtuelle Gedenk”stunde”.


Eine Gedenkstunde ist auch Anlass für Reflektion und das Beziehen von Stellung – damit wird der Rest dieser Seite gefüllt, zusammen mit einigen Bildern vom letzten Jahr.
Auf einer weiteren Seite wollen wir in den Folgetagen einige Ideen präsentieren. Besuchen Sie diese Seite in wenigen Tagen wieder. Dann wird hier ein Link dazu erscheinen.

 

Stellungnahme von ProRad zur Gedenkstunde

(Text als PDF-Fassung)
In ganz NRW werden jährlich rund 70 Radfahrer im Straßenverkehr getötet. NRW hat rund 18 Mio. Einwohner. Setzt man diese Zahl ins Verhältnis zu der Einwohnerzahl Dürens (rund 93.000), kommt man zu dem Ergebnis, dass ca. 0,5 % der Einwohner in NRW Dürener sind. Umgerechnet auf die Zahl der getöteten Radfahrer verunglückt also – statistisch betrachtet – alle drei Jahre ein Radfahrer in Düren tödlich.
Natürlich wird sich das Ergebnis einer solchen Berechnung nicht 1:1 in der Realität so widerspiegeln. Es soll damit aber klar umrissen werden, über welche Dimensionen wir eigentlich sprechen. Und so weit von der Realität entfernt ist das Ergebnis leider gar nicht: Zuletzt kam 15. Mai 2015 in Düren in der Lagerstraße ein Radfahrer bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

Sichere Radinfrastruktur

Es darf nicht dazu kommen, dass wir es als normal betrachten, wenn in Düren alle zwei oder drei Jahre ein Radfahrer im Straßenverkehr getötet wird. Auch ein Hinweis dahingehend, dass das Tragen eines Helms lebensrettend sein kann, darf nicht die einzige Reaktion sein.

Der VCD, der ökologische Verkehrsclub Deutschland, fordert schon seit vielen Jahren (PDF), dass nicht der Verkehrsteilnehmer sich besser schützen muss, sondern die Infrastruktur sicherer gestaltet werden muss. Der beste Helm richtet nichts gegen schlimme Unfallfolgen wie etwa zertrümmerte Beine nach einem Abbiegeunfall aus und es ist davon auszugehen, dass dieser auch in Bezug auf die Folgen des Unfalles an der Aachener Straße keine Abhilfe geschaffen hätte. Stellen Sie sich vor, dass Politiker von uns fordern würden, wir sollen uns ein Vorbild an den mutigen Rittergestalten zu Pferd nehmen, die es in längst vergangenen Zeiten gab! Die Garderoben von Veranstaltungsorten wären überfordert mit all dem Schutzzeug, das Rad fahrende Veranstaltungsbesucher ablegen möchten.

Damit ist Forderung 1 ganz klar: Eine sichere Radinfrastruktur, die den Namen auch verdient!
Inspirationsquellen: Ein ADFC-Booklet aus Mai 2019 (PDF) und ein toller Tagesspiegel-Beitrag zu Zweirichtungsradwegen.

Verkehrssicherheit geht vor Leistungsfähigkeit

Wenn wir mit Vertretern der Stadt Düren darüber sprechen, wie eine gute Radinfrastruktur aussieht, hören wir oft, dass der Platz dafür nicht ausreicht – man müsse eine bestimmte Leistungsfähigkeit der Straßen gewährleisten. Wir sind aber der Auffassung, dass die Leistungsfähigkeit von Straßen nicht höher bewertet werden darf als die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Diese Auffassung bestätigen auch die Regelungen der StVO und der dazugehörigen Verwaltungsvorschriften, wonach die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer der Flüssigkeit des Verkehrs vor geht.

Unabhängig davon ist hinreichend belegt, dass eine hohe Leistungsfähigkeit von Straßen automatisch auch zu viel Verkehr führt und deshalb kontraproduktiv ist, wenn es darum geht, den Radverkehrsanteil maßgeblich zu erhöhen und so für bessere Luft und eine höhere Lebensqualität in unserer Stadt zu sorgen. Umso mehr gilt das dann, wenn Straßen mit hoher Leistungsfähigkeit über unzureichende Radverkehrsanlagen verfügen, wie es bei der Aachener Straße und anderen überbreiten oder vierspurigen Straßen in Düren zurzeit der Fall ist. Die dort derzeit vorzufindende Situation regt kaum jemanden an aufs Rad zu steigen und ist zudem gefährlich, weil zwei Fahrzeuge, die in der gleichen Richtung nebeneinander fahren kaum darauf achten können, den Sicherheitsabstand zu Radfahrenden einzuhalten. Dazu kommt, dass die Verkehrsdichte auf solchen Straßen in der Regel viel höher ist.

Der beschlossene Doppelhaushalt birgt Chancen für den Radverkehr

Wir sind zuversichtlich, dass Düren mit dem vom Stadtrat am 11. März beschlossenen Doppelhaushalt für die Jahre 2020 und 2021, der auch die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur beinhaltet, einen Schritt in die richtige Richtung macht. Wir möchten uns hier gerne einbringen und die Verantwortlichen bei der Stadt Düren mit unserem know-how unterstützen.

ProRad möchte die Unfallkommission unterstützen

Es gibt einen weiteren Punkt, der uns wichtig ist, und damit sprechen wir Forderung 2 an:
Im Rahmen der Gespräche mit der Dürener Polizei zur Anmeldung der nunmehr (wegen Coronavirus) abgesagten Gedenkveranstaltung wurde deutlich, wie wichtig es der Polizei ist, die Verkehrssicherheit dieser Veranstaltung zu gewährleisten. Wir sehen eine große Chance darin, nicht nur mit der Stadt Düren, sondern auch mit der Polizei ins Gespräch darüber zu kommen, mit welchen Infrastrukturmaßnahmen die Sicherheit für Radfahrende in Düren, die tagtäglich mit gefährlichen Verkehrssituationen konfrontiert werden, möglichst schnell und dauerhaft erhöht werden kann.

In diesem Zusammenhang fordern wir bereits seit geraumer Zeit, uns an der Unfallkommission beteiligen zu dürfen. Immer dann, wenn es eine Radfahrerbeteiligung gab. Leider sind wir mit dieser Forderung bisher nicht durchgedrungen. Wir sind uns sicher, in der Unfallkommission einen wichtigen Beitrag leisten zu können und würden uns wünschen, dass Stadt und Polizei es uns ermöglichen, dort mitzuarbeiten. Ein Erlass des Landes NRW sieht vor, dass Verbände “falls erforderlich” als beratendes Mitglied beteiligt werden können.

Aus unserer Sicht ist es nicht nur unbefriedigend, sondern vor allem auch gefährlich, dass die Unfallkommission, die zum Unfall an der Aachener Straße eingesetzt wurde, keine konkreten Ergebnisse für eine sinnvolle Umgestaltung der Aachener Straße erbracht hat. Die Verantwortlichen müssen anerkennen, dass die Sicherheit für Radfahrer an der Aachener Straße derzeit nicht gewährleistet ist. Offenbar sind andere auch nicht glücklich damit. Denn ProRad ist aus der Bürgerschaft dazu angeregt worden, sich mit Nachdruck für eine echte Verbesserung an der Aachener Straße einzusetzen. An uns wurde herangetragen, dass es nicht die Frage ist, ob es einen neuen Unfall an einer solchen Straße gibt, sondern wann! “Das ist nur eine Frage der Zeit”.

Wir sehen die Gefahr, dass die Situation an der Aachener Straße unverändert bleibt, weil die Stadt sich auf eine alternative Route über die Goethestraße festzulegen scheint, die für Radfahrer aber keine befriedigende Alternative ist. Die Einrichtung sicherer Radverkehrsanlagen an der Aachener Straße ist deshalb dringend erforderlich. Dafür treten wir ein. Das sind wir den schwerverletzt und tödlich verunfallten Radfahrenden schuldig.