Zum tödlichen Unfall vom 26. April in Nörvenich

… Und zur Aachener Straße und die Unfallkommission (KONZEPT)

Am Sonntag, den 26. April ereignete sich ein tödlicher Unfall an ruhiger Ortsrandslage in Nörvenich.
Wo laut oben verlinktem Polizeibericht von einem gepollerten Fußweg die Rede ist, gibt es nicht etwa Poller parallel zu einem Fußweg, sondern einen einzelnen Poller als Einfahrtsperre. Nebenstehendes Bild verdeutlicht das. An Stelle des Pfeils ist ein dünner Schatten erkennbar. Der Feldweg ist im Polizeibericht als Anliegerstraße gekennzeichnet.

Nachfolgende Bilder vermitteln einen etwas präziseren Eindruck. Das Auto, welches im Unfall verwickelt war, fuhr auf dem Luftbild von links kommend. Das sagte einer der Spaziergänger im Bild rechts, von denen ich hörte, dass das Auto da einfach geradeaus fuhr (in der Richtung der Spaziergänger). Die beiden 6-jährigen Kinder kamen ganz offensichtlich auf ihren Fahrrädern von links. Von hinter der Mauer. Für einen Kfz- Fahrer ist ein Aufprall u.U. fast unvermeidlich. Hinweis: Der Poller ist im Bild nicht sichtbar, weil dieser gerade um die Ecke steht. Ich habe vom Ort selber keine Bilder gemacht, weil vor der reichlichen Sammlung von materiellen und schriftlichen Beileidsbekundungen drei Personen sich offensichtlich über den Fall unterhielten.
Was man am Eingang des Feldweges sieht, sind drei uralte Schilder. Eines davon “Anliegerverkehr frei”. Das stammt mit Sicherheit aus der Zeit, als es das Wohnviertel noch nicht gab, und möglicherweise als “Anlieger” im Sinne von Landwirtschafsverkehr gemeint war.
Die Tragik dieses Unfalles besteht darin, dass niemand daran gedacht hat, hier ein striktes Einfahrverbot vorzusehen, als das neue Wohnviertel gebaut wurde. Aber das alleine wäre sicher nicht ausreichend gewesen, das Unfallpotenzial, das in der Mauer und dem (teilweise vertrockneten Bewuchs) besteht, zu eliminieren. Man hätte wenigstens eine Schwelle im Feldweg vorsehen sollen. Ich sehe aber ein: Das Ganze hat sich über die Zeit entwickelt. Vielleicht war der Bewuchs am Anfang nicht da, und die Sichtbarkeit von Personen von links noch gewährleistet gewesen. Ganz wichtig: Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalles ist denkbar gering. Fahrzeuge werden dort nicht oft fahren, und wenn, dann muss ein Fahrzeug auch noch zufällig auf Kinder treffen, die aus dem Seitenweg gebraust kommen. Aber: irgendwann würde es passieren. Wenn nicht in 10 Jahren nach Entstehung dieser Situation, dann nach 30 Jahren. Und ein Kind stirbt. Wenn ein Kind oder ein Erwachsener in einer Innenstadtsituation stirbt, dann – ja – kann man das als inhärentes Risiko des Aufhaltens im Straßenverkehr interpretieren und hinnehmen.
Aufgrund dieser Überlegungen war ich ziemlich deprimiert, als ich mir die hiesige – vermeidbare – Lage überlegte. In einem absolut ruhigen Bereich. Wenn ich dort der Vater des Kindes wäre, hätte ich an das Unfallpotenzial gedacht? Würde ich mir als Anwohner Vorwürfe machen?
Ich schrieb soeben, dass es irgendwann passieren würde. Die Unfallforschung, insbesondere bei der Bahn und in der Fliegerei sagt klipp und klar: Unfälle passieren, wenn mehrere Umstände, die normalerweise nicht gleichzeitig auftreten, zufällig zusammenkommen. Genau das ist hier passiert.

Unfallkommission und Aachener Straße

Nun sind wir gespannt darauf, ob die Situation bald baulich geändert wird. An dieser Stelle erwähne ich die Unfallkommission im Kreis und in der Stadt Düren. ProRad wünscht sich seit rund anderthalb Jahren, an der Unfallkommission beteiligt zu werden. Im März 2019 hatte die Polizei uns eine Absage erteilt. Das war noch vor dem tödlichen Unfall an der Aachener Straße. Jener Unfall war statistisch in jedem Fall absehbar. Wir haben aber keine Informationen zum möglichen Hergang. Was wir allerdings seit Dezember 2019 aus verlässlicher Quelle wissen, ist: Eine Videokamera von der Tankstelle gegenüber des Unfallortes soll aufgezeichnet haben, dass ein Lkw und ein Pkw nebeneinander fuhren. Auf einer sogenannten überbreiten Straße. Dann ist es nicht möglich, 1,5 m Abstand von Radfahrenden zu halten. Wenn die Gegebenheit sich so zugetragen haben soll, muss die Öffentlichkeit davon erfahren. Aber von der Polizei gibt es nichts Neues. Wir können nur vermuten, dass nichts Neues kommt, weil das die Konsequenz mit sich bringen würde, dass die Aachener Straße buchstäblich umgekrempelt werden muss. Um einen weiteren tödlichen Unfall – nächstes Jahr? In vier Jahren? – gar nicht erst ereignen zu lassen. Im Februar haben wir die Polizei angeschrieben, weil es am 15. Januar einen schweren Unfall am Europaplatz gab. Hier haben sich schon einige Unfälle ereignet. In dieser E-Mail haben wir auch den Wunsch geäußert, ebenfalls über den Unfall an der Aachener Straße sprechen zu wollen, weil wir mit der Stadt über Änderungen vor Ort beraten möchten. Am 11.2. hieß es, dass das Ermittlungsverfahren noch läuft. Am 27.2. haben wir noch einmal unserem Wunsch zur Unfallkommission Nachdruck verliehen, und haben bis zum heutigen Tag keine Antwort erhalten. All das haben wir in unserem Beitrag zum Jahrestag an der Aachener Straße noch nicht erwähnt, weil die Antwort der Polizei redlicherweise noch nicht vorlag. Inzwischen aber glauben wir nicht mehr daran, dass überhaupt eine Antwort kommt.

Wir haben alle Akteure, die in dieser Angelegenheit eine Rolle spielen, und auch die Presse über diesen Beitrag informiert. Ich schließe diesen Beitrag mit der klaren Frage: Was spricht dagegen, ProRad an der Unfallkommission zu beteiligen? Es reicht, wenn unsere Beteiligung nur Unfälle mit Radfahrerbeteiligung (und ggf. Fußgängerbeteiligung) betrifft. wir sind zuversichtlich, hier einen konstruktiven Beitrag leisten zu können. Und ProRad hat sehr wohl auch ein Auge auf Fußgängerinteressen.