Radvorrangroutenkonzept: “Die Wünsche der Bürger ernst nehmen!”

Am 30. September 2019 haben wir im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Forum Politik” zum ersten Mal unser Konzept für einen Ring aus Einbahnstraßen mit begleitendem Zweirichtungsradweg rund um die Dürener Innenstadt vorgestellt. Seitdem haben wir viele Gespräche geführt, umfassend recherchiert und das Konzept aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse nach und nach optimiert und vervollständigt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Deshalb haben wir uns sehr über die Gelegenheit gefreut, einem interessierten Publikum Anfang Februar nicht nur unser Konzept für den Innenstadtring, sondern auch unser Konzept für Radrouten (Radialen) in die Dürener City vorstellen zu können!

Wir arbeiten bereits seit rund zwei Jahren an den beiden genannten Konzepten, die wir für geeignet halten, die Grundlage für ein Radverkehrskonzept für Düren zu bilden. Deshalb waren wir auch sehr gespannt auf das sogenannte Radvorrangroutenkonzept, mit dessen Erstellung die Stadt Düren das Planungsbüro Kaulen aus Aachen beauftragt hat. Am 9. Februar trafen sich einige ProRadler dann auf Einladung der Stadt Düren online mit Mitarbeitern des Teams Nachhaltige Mobilität und des Aachener Planungsbüros. Unser Radialenkonzept wurde wertgeschätzt, und das ist natürlich erfreulich. Wir haben zudem auf zusätzliche Routen zum Bahnhof und in Richtung Rölsdorf hingewiesen. Außerdem war es uns wichtig, eine umwegfreie direkte Führung für die Route Arnoldsweiler – Düren und deren konsequente Fortsetzung über die Arnoldsweilerstraße in Richtung Innenstadt anzuregen.

Dass der Ring rund um die Dürener Innenstadt nicht als Vorrangroute Eingang in das Konzept des Planungsbüros findet, finden wir enttäuschend. Ein Radverkehrskonzept ist nur dann komplett, wenn es den Weg über das Stadtzentrum hinaus “mitdenkt”. Viele Fahrten enden nicht in der Innenstadt, sondern gehen darüber hinaus (siehe Openstreetmap-Grafik – zum Vergrößern klicken). Die Verkehrsdichte ist im Ring am Höchsten. Deshalb müssen die Straßen rund um die Innenstadt der Dreh- und Angelpunkt eines Radverkehrskonzeptes sein.

Gesamtverkehrskonzept

Als sehr unbefriedigend empfinden wir es, dass mit dem Radvorrangroutenkonzept kein Radverkehrsgesamtkonzept für Düren entsteht. Letztlich wird den bereits vorhandenen Konzeptionen und Plänen, die sich (auch) mit dem Radverkehr beschäftigen, nur ein weiteres hinzugefügt. Wir denken zum Beispiel an das “Klimaschutz-Teilkonzept Mobilität” (2015) und den Lärmaktionsplan. Dabei wäre es wichtig und sinnvoll, dass endlich alle losen Fäden aufgenommen werden und in ein Gesamtkonzept münden, das dann mit klugen Prioritäten auch schnell umgesetzt wird. Deshalb hat ProRad das Team Nachhaltige Mobilität und das Büro Kaulen in einer E-Mail dazu aufgefordert, bei der endgültigen Konzepterstellung zukunftsfähig vorzugehen, also so, dass im Zusammenspiel des Radvorrangroutenkonzepts mit allen anderen vorliegenden Beschlüssen, Konzepten und Planungen am Ende ein Gesamtkonzept entsteht, das wirklich dazu geeignet ist, den Radverkehrsanteil in Düren zu erhöhen.

Bürgerwünsche

Sehr beeindruckt sind wir von der großen Anzahl der Menschen, die an der Umfrage zum Radvorrangroutenkonzept teilgenommen haben (DN/DZ berichteten), obwohl die Schulen nicht wie geplant einbezogen wurden. Dabei haben die Befragten auch dazu ein deutliches Votum abgegeben, wo sie sich Radvorrangrouten wünschen. Lt. Aussage von Benjamin Raßmanns, Mobilitätsmanager in Düren, wurden Aachener und Monschauer Straße, Tivolistraße und Arnoldsweilerstraße in der Umfrage sehr häufig genannt.
Leider ist keine der von Raßmanns genannten Straßen bislang als Radvorrangroute ausgewiesen. Die bisherige Herangehensweise der Planer basiert eher auf der Aufwertung von Nebenrouten. Das muss sich ändern, denn es ist natürlich nicht so, dass Radfahrer auf Hauptverkehrsstraßen am besten aufgehoben sind und keine Radrouten auf Nebenstrecken angeboten werden sollen. Die Bürgerbeteiligung zeigt aber deutlich, dass eine Vielzahl von Radfahrern den direkten Weg bevorzugen und nicht womöglich erst eine größere Strecke Umweg in Kauf nehmen möchten, um auf die nächste Radvorrangroute zu gelangen. Für den Freizeitverkehr sind Umwege eher nebensächlich, da der Weg das Ziel ist. Das Radvorrangroutenkonzept richtet sich aber an Alltagsradler/Pendler.

Die ProRadler sind sich einig: Wenn Radverkehrsförderung ernst gemeint ist, dürfen Radfahrer nicht auf Nebenrouten gedrängt werden, nur, weil es auf den ersten Blick als die einfachste Lösung erscheint. Die von Seiten des Fachamtes gegenüber DN/DZ getroffene Aussage, wonach man gucken müsse, wo es möglich ist, Bürgerwünsche zu berücksichtigen, empfindet ProRad als zu unverbindlich.

Zusammenfassend hält ProRad es für wichtig, dass der Wille der Bürger bei der Radinfrastrukturplanung nicht ignoriert wird. Entscheidend ist vor allem, die Wünsche der Bürger ernst zu nehmen, denn sie sind diejenigen, für die das Konzept erstellt wird und die die Radrouten benutzen werden – allerdings nur dann, wenn sie darauf sicher und komfortabel unterwegs sein und ihr Ziel schnell und ohne Umwege erreichen können.

Den aktuellen Stand der Dossiers zum Innenstadtring und Radialenkonzept finden Sie auf der ProRad-Dossierseite. Die im Artikel genannten Vorträge hat ProRad aufgezeichnet. Hier werden Sie fündig: https://prorad-dn.de/avv-aufbruch-vortraege-vision/. Der Vortrag von Anfang Februar befindet sich ganz unten auf dieser Seite

4 Gedanken zu „Radvorrangroutenkonzept: “Die Wünsche der Bürger ernst nehmen!”

  1. Seit 2011 fahre ich vom Bhf. über die Tivolistr. & B 264 nach Derichsweiler. Am meisten stören mich die Schrott-Fahrräder neben dem Nordeingang weil sie die besten Plätze gegenüber dem Taxistand blockieren. Im Herbst 2020 habe ich herausgefunden, wer dafür zuständig ist, seither werden die regelmäßig entfernt: Peter Grein, 0211 3680 3689, Bahnhofsmanagement Düsseldorf (I.SP-W-DÜS), DB Station&Service AG, Konrad-Adenauer-Platz 14, 40210 Düsseldorf

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