Ein Ja für Umweltspuren

Die Schoellerstraße soll auf ca. 600m zwischen Bismarckstraße und Arnoldsweiler Straße umgestaltet werden, es sollen die jeweils äußeren Fahrspuren umgewidmet werden.

„In der Sitzung des Ausschusses für Mobilität, Umwelt und Klimaschutz (MUK) am 03.02.2022 hat die Verwaltung die verschiedenen Varianten für die provisorische Umgestaltung der Verkehrsführung in der Schoellerstraße zwischen Arnoldsweilerstraße und Bismarckstraße/Roonstraße vorgestellt. Zu unserer Überraschung zeigte sich, dass die Tendenzen vieler Fraktionen eher in Richtung der Verlagerung der Längsparkstände auf die rechten Fahrspuren gingen, während die Einrichtung von Umweltspuren kritisch gesehen wurde.

Wir halten Umweltspuren auf der Schoellerstraße für die bessere Alternative.

Auch wenn ProRad vom Grundsatz her, wo immer es möglich ist, eine Trennung des Radverkehrs vom MIV für geboten hält, haben wir im Fall der Schoellerstraße eine andere Auffassung. Angesichts des schlechten Zustandes der zu schmalen Nebenanlagen, an dem sich lt. aktueller Planung bis auf Weiteres – abgesehen von punktuellen Ausbesserungen – nichts ändern wird, halten wir Umweltspuren in diesem Fall für die bessere Alternative.

Ziel der Entlastung von Schoellerstraße und Euskirchener Straße ist die nachhaltige Verbesserung der Situation für Anwohner sowie des Rad- und Fußverkehrs.
Wir haben uns mit einer Email an die Fraktionen des Stadtrates gewandt und diese gebeten, noch einmal intensiv zu prüfen, ob sie eine Verlegung der Parkstände tatsächlich für das Mittel der Wahl halten, um dieses Ziel zu erreichen. Die Koalitionäre von „Zukunft Düren“ haben wir dabei ausdrücklich gebeten zu beachten, dass  nur, wenn diese die Weichen JETZT richtig stellen, die Schwerpunkte, die sie sich im Koalitionsvertrag selbst gesetzt haben (Klimafreundliche Stadt, Fahrradfreundliche Stadt, Mobilität und Sicherheit für Alle im Verkehr) tatsächlich erreicht werden können.

Nachstehend einige Auszüge aus unserer Mail an die Fraktionen, die am 6.2. an folgende Empfänger ging:

  • CDU-Fraktion im Rat der Stadt Düren
  • SPD-Fraktion im Rat der Stadt Düren
  • Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Düren
  • Bunte Fraktion im Rat der Stadt Düren
  • FDP-Fraktion im Rat der Stadt Düren
  • Fraktion Bürger für Düren im Rat der Stadt Düren

Akzeptanz der Umweltspur

Wir teilen die beim MUK geäußerte Befürchtung, wonach es nicht ausgeschlossen ist, dass nicht berechtigte Fahrzeuge eine Umweltspur trotz des Verbots nutzen. Verbotswidriges Verhalten im Straßenverkehr beobachten wir alle tagtäglich. Allerdings zeigen die Erfahrungen mit der Umweltspur auf der Valencienner Straße in Gürzenich, dass Autofahrende offenbar bereit sind eine Umweltspur als das zu akzeptieren, was sie ist: eine Fahrspur, die Bussen und Radfahrenden vorbehalten ist. Durch andere Kfz wird die Umweltspur in Gürzenich nicht benutzt und wir können keinen Grund erkennen, warum das im Fall der Schoellerstraße anders sein sollte.

Umweltspur auf der Vallencienner Straße

Unabhängig davon kann eine Missachtung von (Verkehrs)regeln ja aber auch nicht ernsthaft dazu führen, dass eine bestimmte Art der Infrastruktur nicht erwogen/eingerichtet wird. Ansonsten müsste man sich fragen, aus welchem Grund es in Düren Rad- und Gehwege gibt. Wir alle wissen, dass diese sehr häufig verbotswidrig zum Halten und Parken genutzt werden. Der Argumentation zur Schoellerstraße folgend müssten Sie Geh- und Radwegen also ebenso ablehnend gegenüberstehen wie Umweltspuren. (Wir gehen davon aus, dass Sie diese etwas ironisch gemeinte Anmerkung auch als solche und nicht als Anregung verstehen)

Gefahr des Missverstehens als zusätzliches Parkangebot?

Wir beobachten gelegentlich schon jetzt Kfz, die über eine längere Strecke die Nebenanlagen entlang der Schoellerstraße befahren, um Parkstände zu erreichen. Wie wollen Sie gewährleisten, dass Autofahrende akzeptieren, dass zwischen den Bäumen nicht mehr geparkt werden darf? Wird die Verlegung der Parkstände auf die Fahrbahn nicht womöglich als zusätzliches Parkflächenangebot (miss)verstanden werden?

Natürlich erkennen wir, dass diese Argumentation einen gewissen Widerspruch zum zuvor Gesagten beinhaltet. Allerdings wissen wir aus unseren täglichen Erfahrungen, dass die Gefahr, dass Halte- und Parkverbote nicht beachtet werden, deutlich größer ist als die, dass eine Umweltspur verbotswidrig genutzt wird.

Mehrfachnutzung der Abschnitte zwischen den Bäumen wird schwerlich möglich sein

Laut Beschlussvorlage des Tiefbauamtes können die ehemaligen Parkflächen bei einer Verlegung derselben auf die Fahrbahn durch den Radverkehr zwischen den Baumscheiben zum Ausweichen und Überholen genutzt werden. Beim MUK am 03.02.2022 merkte die Verwaltung angesichts geäußerter Kritik an dem Zustand der Nebenanlagen und der Hindernisse durch herumstehende Mülltonnen an, dass Letztere auf der ehemaligen Parkfläche zwischen den Bäumen stehen könnten und somit nicht mehr stören.

Mülltonnen versperren den Radweg

Eine gleichzeitige Nutzung der Fläche zwischen den Bäumen als Abstellplatz für Mülltonnen und dem Radverkehr zusätzlich zur Verfügung stehenden Raum lässt sich praktisch schwerlich umsetzen.

Profiteure

Bitte überlegen Sie, bei welcher Alternative die meisten Verkehrsteilnehmer profitieren werden. Wenn es tatsächlich gelingen sollte, die Bereiche zwischen den Bäumen freizuhalten, werden Radfahrende bei einer Verlegung der Parkstände auf die Fahrbahn ohne Dooring-Gefahr unterwegs sein können. Das ist aber auch schon der einzige Vorteil bei dieser Variante. Die Hindernisse auf den Nebenanlagen werden bleiben, die Konflikte zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden nicht weniger. Die Anlieger haben keinen Nutzen.

Im Falle einer Umweltspur profitieren der (infolge der Erschließung des Bahnhofsquartiers vermutlich zunehmende) Busverkehr, die Rettungsfahrzeuge sowie diejenigen, die in der unschönen Situation sind, deren Dienste in Anspruch nehmen zu müssen und der Radverkehr.

Bezug zum Koalitionsvertrag

Das folgende Argument richtet sich insbesondere an die Koalitionäre der Koalition „Zukunft Düren“. In Ihrem Koalitionsvertrag haben Sie vereinbart:

„Das Klimaschutzteilkonzept wird konsequent von uns umgesetzt. Wir streben in den nächsten drei Jahren an, „Fahrradfreundliche Stadt Düren“ zu werden. Alle vierspurigen und überbreiten Straßen sollen auf zwei Fahrspuren für den
motorisierten Verkehr, für sichere Fahrradwege zurückgebaut werden.“

Aus dem Klimaschutzteilkonzept Mobilität:

„Bei einer entsprechenden Abnahme der Pkw-Verkehrsmengen könnte als sehr langfristige Vision formuliert werden, dass alle zweiten Fahrstreifen zu einer Umweltspur umfunktioniert werden. Präziser formuliert, könnte dies so lauten: Überall wo die befahrbare Breite mehr als eine Kernfahrbahnbreite beträgt, wird der zusätzliche Raum in eine Radverkehrsanlage umgewidmet. Erreicht der zusätzliche Raum die für eine Umweltspur erforderliche Breite, so wird diese eingerichtet. Um den sukzessiven Charakter der Vorgehensweise zu unterstreichen, sollte zunächst auf den freien Strecken zwischen den Knotenpunkten mit diesem System angefangen werden. Erst am Ende wären die Knotenpunkte entsprechend umzugestalten.“

Widerspricht eine Entscheidung gegen Umweltspuren somit nicht der im Koalitionsvertrag vereinbarten Zielsetzung? Wenn das Klimaschutzteilkonzept konsequent umgesetzt werden soll, gehört dazu doch auch die darin vorgesehene Einrichtung von Umweltspuren. Der zitierte Absatz aus dem Klimaschutzteilkonzept scheint geradezu auf die Umgestaltung der Schoellerstraße abzuzielen.

Der im Koalitionsvertrag angestrebte Status der „Fahrradfreundlichen Stadt Düren“ wird jedenfalls nicht erreicht, wenn Radfahrenden auch in Zukunft zugemutet wird, auf engen Nebenanlagen mit schlechter Oberfläche unterwegs sein zu müssen. Wir bestreiten nicht, dass eine Verlagerung von Parkplätzen den Radverkehr auf den Nebenanlagen der Schoellerstraße sicherer macht, weil es die Gefahr von Dooring-Unfällen verringert, sehen bei dieser Variante aber nicht das im Koalitionsvertrag formulierte Bekenntnis zur Mobilitätswende.

Angst auf der Umweltspur? Es gibt Schlimmeres!

Gestatten Sie uns abschließend noch folgenden Hinweis:

Aus einer der früheren Ampel-Plus Koalition angehörenden Fraktion wurde im MUK am 03.02.2022 berichtet, eine Umfrage unter den Fraktionsmitgliedern habe ergeben, dass diese eine Fahrt auf der Nebenanlage gegenüber der auf einer Umweltspur bevorzugen würden, weil sie sich auf letzterer nicht sicher fühlen würden. Wie kann das sein? In den vergangenen Jahren hielten die Koalitionäre der Ampel-Plus-Koalition die Markierung von Schutzstreifen für eine attraktive Form der Radverkehrsführung:

Foto: radpendler.org

Überholabstand unterschritten, Foto: radpendler.org

Foto: radpendler.org

Schutzstreifen zugeparkt (Foto: radpendler.org)

Radfahrenden in Düren wird seit Langem zugemutet auf den im Vergleich mit Umweltspuren sehr schmalen Schutzstreifen unterwegs zu sein und diejenigen, die eine solche Entscheidung trafen, haben Angst um ihre Sicherheit auf breiten Umweltspuren? Im Ernst?

Eine gehörige Portion Mut gehört beim Radfahren in Düren schon immer dazu!

Lassen Sie Taten folgen, um auch weniger furchtlosen Menschen in Düren die Nutzung des Fahrrades zu ermöglichen!

 

2 Gedanken zu „Ein Ja für Umweltspuren

  1. Auf einer Umweltspur würde ich mich viel sicherer fühlen .Die Breite und die Markierung sind ein großer Vorteil und halten Autofahrer auf ihrer Spur

  2. Eine kombinierte Spur , wie auch in Gürzenich, für Bus und Radverkehr, ist für die Schoellerstr. eine bessere Wahl. Die Nebenanlagen sind einem dermaßen katastrophalen Zustand das man dort in Schrittgeschwindigkeit fahren kann bzw muß, davon ab , das die Mülltonnen unkontrolliert auf den Fuß-,und Radweg gestellt wird, puls falschparkende FZG, und Massen an Unrat . Die an den Grundstücken, Gehwegen und an den Parkplätzen sich ansammelt .

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